Freitag, 1. Februar 2019

Tag 6 - Zufluchtsort für den erschöpften Urlauber

Wer hier denkt, dass das nur Sonne und Spaß ist, der irrt :-) Das straffe Programm und dann abends noch einen Drink können ganz schön schlauchen. Wenn Rene geschlaucht ist, dann sagt er: "Ich möchte ein bisschen Wikipedia lesen". Ich verstehe dann: "Ich möchte ein bisschen Wikipedia lesen" und das ist für mich kein Grund auf den Sundowner um 18:15 Uhr am Pier zu verzichten. Für den Ehemann ist es dann doch ein bisschen zu viel durchhalten gewesen und so gab es abends eine mürrische Auseinandersetzung, dass er mehr Zeit für Wikipedia braucht, was nicht zu verstehen war, wozu dann die weiter Reise? Aber dafür sind ja dann die Flitterwochen bestimmt auch da: Genug Zeit zum streiten zu haben, so dass am Ende noch was bei raus kommt. Es ging halt nicht um Wikipedia, sondern ums Liegen und nicht in der Sonne sitzen. Aber so wurden zwei Sachen gelernt, wenn der Ehemann dringend Wikipedia lesen muss, dann gibt es einen trifftigen Grund der entweder was mit müde oder was mit Welt retten zu tun hat. Und: es schadet auch nicht zu sagen, dass man durch ist.

Das haben wir aber erst am Tag 6 gemerkt, also heute. Als der Ehemann noch grummelig aufstand und das wiederum kann ich lesen wie in einem offenen Buch. Er murmelte und möpelte dann ein wenig und machte schon so halbwegs klar, dass er heute nicht aus dem Air BnB herausbewegt wird. Aber mit Rene ist das wie mit einem Erdmännchen, wenn du nicht hinschaust, dann pirscht er sich doch wieder an. Und so fuhr er dann doch mit :-) und wir machten einen tollen Ausflug zum Pu'uhonau o Honaunau. Das ist ein Zufluchtsort gewesen, an denen Menschen, die ein Kapu (Verbot) begangen haben, sich flüchteten konnten. Der Ort ist über Lavafelsen, Strömungen und gefährliches Meer (aka Haie) über den Ozean zu erreichen. Wenn du das schafftest, dann wurden dir deine Sünden vergeben und du konntest zu deiner Familie zurück. Dieses Strafensystem war eine ziemlich k(n)ackige Sache. Männer und Frauen, die zusammen aßen oder sich gegenseitig Essen zubereiteten waren schon ein verbotene Sache. Das hörte erst Anfang der 19. Jahrhunderts auf.
Die Anlage war direkt am Meer und komplett draußen. Wir haben Schildkröten und Fische gesehen, einen alten kleinen Tempel, die Grabstätte der Gebeine von 23 Oberhäuptlingen (Knochen haben Mana - besonders die aus dem Oberschenkel, und werden deshlab aufbewahrt, um die Kraft daraus auf diese Weise zu sammeln). Wir liefen durch einen kleinen Palmengarten und über Lavafelsen und das war ein großartiger Ort im weißen Sand, hellgrünen Palmen und türkisen Wasser.
















Nach dem Rundgang und sicher durch das spirituelle Mana war Rene dann wieder vollends rehabilitiert und voller Kraft und bereit für eine Wanderung.Von der Anlage gelangt man nämlich super auf den 1871 Trail und kann bis zum Ho'okena Beach laufen. Die Strecke war super, mit Ziegen und den Erdmännchen (die übrigens weder gefährlich sind noch beißen), ein bisschen hoch, ein bisschen runter. Ziemlich klobige und spitze Lavasteine, viel Sand, ein bisschen Gebüsch, heiße Sonne und einer Lavaröhre. All das bemerkten auch meine Schuhe, die sich quasi simultan erst hinten an der Sohle und dann vorne auflösten.  Irgendwann nach einer Stunde waren wir immer noch nicht gut vorangekommen und weder Google Maps noch der Reiseführer schienen hier realistische Angaben machen zu können und in Anbetracht der Erschöpfung und des Energielevels der letzten Tage, hieß es dann: Rückweg. Nicht ohne nochmal das tolle Außenklo mit Sägemehlspülung zu benutzen und viel Blödsinn zu reden. Abends gab es dann ganz entspannte Nudeln mit Tomatensoße zu Hause und ein sehr frühes Bettchen (19:30 Uhr).










Wanderbierchen aus Hawaii mit Kona-Kaffee gebraut :-)



Oh und auf dem Rückweg haben wir dann noch sehr hungrig beim Super J´s angehalten. Hier gab es das beste und leckerste und tollste laulau auf der Welt. Ich hätte mich reinlegen können. Das Fleisch wird in Taroblätter gewickelt und solange gedämpft, bis es fast auseinander fällt. Dann wird es gegessen. Und das alles für 3 Dollar. Man sitzt wie in einer Garage von jemanden und es brauchte echt so gut wie nichts und wir waren die glücklichsten zwei auf der Welt.